7. November 2013

Livide (Alexandre Bustillo & Julien Maury) 8,25








"À l'interieur" habe ich nie gesehen, bei "Livide" hatte ich höchstens die Hoffnung, mal wieder einen recht netten Horror-Film zu sehen. An die außergewöhnliche Qualität von französischen Werken wie Vinyan von Fabrice du Welz oder "Martyrs" von Pascal Laugier hatte ich gar nie gedacht, am Ende wird die aber mit dieser wahnwitzigen, zauberhaften Surrealhorror-Fantasie fast erreicht.

Die Stimmung sehr creepy, die Ausstattung einfallsreich entrückt, diese alte Frau mit der Gasmaske...eine Stunde lang wird an der Spannungsschraube gedreht, zunächst noch wenig besonders, doch kurz bevor das Grauen im Haus dann endlich losbricht, ist es schon enorm spannend. (Ich muß in solchen Momenten gebetsmühlenartig wiedergeben, 'so etwas wie Blair Witch Project kommt natürlich nie wieder', aber das hier kommt in punkto Beklemmung und Intensität zumindest in die Nähe).

Irgendwann muss natürlich dann doch der/die erste dran glauben, und man kennt nun „das Böse“. Damit hätte man sich von der letzten halben Stunde nicht mehr allzu viel erwarten können, doch was dort passiert, ist eine seltene Poesie des Grauens, von einer Fantasie und einer Lust am Haken schlagen und von einer Freude, Bilder von „entrückter Schönheit“ sprechen zu lassen durchzogen, dass man Livide tatsächlich zu den absoluten Highlights zählen kann.

Am Ende dreht der Gaul schon ordentlich durch, aber solange man den Film nicht streng analytisch, sondern mit einem Herz für (manchmal auch an düstere Videoclips erinnernde) Ästhetik schaut, ist das alles kein Problem. Frankreich bleibt wohl das Land der Wahl für Horrorfilme derzeit, hoffentlich reißt diese kreative Energie nicht so bald ab.

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