4. Juli 2013

Farben einer langen Nacht (Judith Zdesar) 3,2



Der Titel dieses bei einem kleinen feinen Dokufilmfestival in Wien gezeigten Films, mit dem Setting eines kleinen Dorfes am Po der Welt in Grönland, in Kombination mit Bildern einer finsteren Winterlandschaft, die poetische Schönheit ausstrahlen, ließ Großes erwarten. 

Der Beginn ist dann auch atemberaubend schön: Aus dem Flugzeug gefilmt die Sonne, die unter den Wolken verschwindet und dabei in einer Minute ca. zwanzig verschiedene atemberaubende Farbschattierungen annimmt. Danach folgt die Kamera der in Nacht und bei starkem Wind durch den klirrenden Schnee stapfenden Filmemacherin auf dem Weg ins Dorf...

Dort zeigt sich leider sehr bald, dass weniger die titelgebende Nacht oder deren Farben von Interesse sind, sondern eher banales Interviewen und Porträtieren der Menschen im Dorf. Vereinzelt spürt man den Kunstsinn von Zdesar, etwa wenn sie eine verendende Fliege in ihrem leisen Zimmer filmt. Doch zu oft ist das spürbar, was leider im Gespräch danach bestätigt wird: dass es beim Dreh keinen besonderen Plan gab. Dies muss freilich nicht immer sein, und Zdesar geht auch sehr offen und sympathisch auf die DorfbewohnerInnen zu, doch jemand, der viel ins Kino geht und dort auch viele an Menschen interessierten Filme sieht, kann dabei schon mal ächzen und das Einnicken sehr verführerisch finden.

Es gibt natürlich viel Schlimmeres und gegen ein Dorfporträt mit Selbsterfahrungscharakter ist an sich wenig einzuwenden, aber dieser kleine Film ist leider arg beliebig geraten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen