6. Mai 2013

Drei Mal "Dragon Gate"



Anlässlich der 3D-Kinovorstellung von Tsui Harks Flying Swords of Dragon Gate auf dem letztjährigen slash Festival habe ich mir im Vorfeld auch King Hus Klassiker Dragon Gate Inn ("Die Herberge zum Drachentor") und das von Tsui Hark produzierte 'Remake' New Dragon Gate Inn innerhalb weniger Tage bzw. Stunden angesehen.

In der Hoffnung auf faszinierende Meilensteine eines Genres erlebte ich im Zuge dieses eher zufällig entstandenen Experiments knapp sechs eher zähe, wenig begeisternde Stunden...


Dragon Gate Inn (King Hu, 1967)

Ganz lange während King Hus Film habe ich gedacht: Naja, ein netter Ausgangspunkt für ein Genre, aber das wirkt doch schon leicht angestaubt, ohne dass große Kunst spürbar wäre. Die “komischen” Szenen mit den verschiedenen zankenden Parteien in der Herberge, die man so auch schon in diversen anderen Filmen gesehen hat (z.B. auch in Ang Lees wunderbarem "Crouching Tiger, Hidden Dragon", wenn ich mich recht erinnere..), sind vor allem sehr harmlos...

Generell scheinen die meisten Kämpfe, im Vergleich zum späteren asiatischen Martial Arts Film, noch eher angedeutet, als richtig zelebriert.

Da ist es rückblickend erstaunlich, dass der oft doch arg zähe Film doch der beste der drei Versionen ist; und der Klassikerstatus zumindest halbwegs nachvollziehbar. Denn gerade am Ende gelingen Hu noch diese Elemente großen Kinos, die zuvor vermisst wurden: er baut eine geniale Atmosphäre auf, gipfelnd im faszinierenden Endkampf; eine Qualität und Intensität, die übrigens meinem Empfinden nach in keiner einzigen Szene der beiden Folgefilme von (bzw. unter der Ägide von) Tsui Hark erreicht wird.
7/10


New Dragon Gate Inn (Raymond Lee, 1992)

Film 2 weckte im Vorfeld und zu Beginn große Erwartungen. In blasser Erinnerung sind mir nämlich aus dieser (goldenen?) Ära des HK Martial Arts Kinos noch meine leuchtenden, ungläubig staunenden Augen auf den genial-entfesselten, wildromantischen "Bride with white Hair", oder die irre Kamera aus Harks "The Blade". Auf genau so etwas hatte ich nach jahrelanger Abstinenz wieder einmal richtig Lust. 

Der Anfang des Films gerät auch genauso phänomenal, wie erhofft; danach erstaunt es, dass im weiteren Verlauf bei weitem kein 1:1 Remake von King Hus Klassiker angestrebt, sondern Augenmerk auf andere Elemente gelegt wurde (geheimnisvolle Frau spielt mit Männern, Liebesgeschichte). Eher kein Vorteil für den immer zäheren Film, der durch das ewige Kokettieren von Maggie Cheung auch latent nerviger wird...immerhin gab es ein schräges Treibsand-Finale mit herzigen Knochenstumpf-Effekten..
6/10


Flying Swords of Dragon Gate (Tsui Hark, 2011)

Am selben Tag noch, kurze Zeit später war ich trotz der Ernüchterung nun sehr gespannt auf Harks 3D-Version 20 Jahre danach (von der Lukas Foerster sehr geschwärmt hatte), aber vielleicht sind zwei so ähnliche Genre-Filme innerhalb weniger Stunden dann doch zuviel. Es blieb kaum mehr etwas hängen, der Film fühlte sich wie ein Brei aus den verschiedensten Genre-Elementen an, ich erkannte kaum etwas, das diese Neuinterpretation sehenswert machte; und auch wenn die dritte Version - immerhin - schon wieder ganz anders war als die beiden zuvor, hat mich abgesehen davon fast nichts daran abgehalten, geistig wegzudösen..
5,5/10



Müde und abgeschlagen aus der Herberge Kino getorkelt, Kopf wieder frei machen für die kommenden Filme...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen