21. Juni 2012

Drive (Nicolas Winding Refn) 6,35

Für viele ein neuer Kultfilm, für den hier ansässigen Blogautor kein Grund zur Begeisterung: Drive von Nicolas Winding Refn könnte überschätzt und ein etwas zu artifiziell-kühler Thriller sein.
Refn setzt wie schon im deutlich packenderen, archaischen Valhalla Rising auf den Aha-Effekt von Gewaltspitzen sowie auf Wortkargheit und die Macht der Bilder; die Postmoderne spürt man hier noch mehr als sie aber auch schon im angesprochenen Werk die Intensität minimal getrübt hatte.
Nur selten gelingen dem Männerfilmemacher hier visionäre Szenen, wie vor allem in den „Skorpion“-Momenten; der Rest ist technisch perfekt, aalglatt und manchmal scheinen Inhalt und Bilder gleich hohl. Die erzählte Geschichte ist höchst simpel: einsamer Wolf verliebt sich in ein Mädel, gerät dadurch in die Scheiße und räumt dann mit ein paar Mafiosi auf. Das wäre an sich noch kaum aussagekräftig und könnte durchaus Gerüst für einen tollen Film sein, doch Refn fügt diesem Gerüst zu wenig hinzu, um wahrlich zu fesseln.
Ryan Goslings teilnahmsloses Schauspiel kann man natürlich als zweischneidiges Schwert betrachten. Coolness oder fade Emotionslosigkeit? Generell ist alles hier sehr auf Oberflächen fixiert, vielleicht fasziniert manche auch ein gewisser „Retro-Effekt“, doch die Blicke nach vorn und in die Tiefe sind stets die spannenderen, natürlich auch im Kino. Goslings Charakter wirkt wie ein Mann ohne Eigenschaften; ein möglicherweise reizvolles Prinzip, möglicherweise auch nur hohle Attitüde.
Der Film kippt in der zweiten Hälfte mit dem Einsatz der überkandidelten Gewaltszenen; sie konterkarieren den romantischen Kern, sind zugleich aber eher belächelnswert, weil der Trick zu billig wirkt und vor allem, weil alle Poesie damit sarkastisch gebrochen wird. Es ist keine Wendung ins Abgründige, sondern eher ins gewollte (aber etwas humpelnde) Groteske. Und plötzlich sind die heftigen Abgänge und der immer coolere Driver (zuletzt mit Sin City Giftzwerg-Gedächtnismaske!) wichtiger als alles Romantische (zuvor). Refn gelingen natürlich immer wieder stimmungsvolle Bilder und Szenen, etwas in Summe ernsthaft Verehrenswertes jedoch nie.

2 Kommentare:

  1. Nicht einmal ein Bild gönnst du dem wahrscheinlich besten Film des Jahres! :)

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  2. War so nicht intendiert, aber die Postersuche hat genervt und warum nicht mal einfach nur ein nüchterner Text zum vermutlich ungefähr 124.besten Film des Jahres. ;p

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