2. September 2011

Unten Mitte Kinn (Nicolas Wackerbarth) 6,93



Wenn man so wie ich diese typische Theater-Atmosphäre, dieses Gehabe kaum ausstehen kann, dann scheint dieser Film zunächst auch nichts zu sein. Die Akteure präsentieren sich anfangs noch extra unsympathisch und nervig. Doch Wackerbarths Film erreicht irgendwann diese Schwelle, an der man dann vielleicht doch nicht abdrehen mag: er entwickelt einen Sog. Das Ebenenspiel mit einem dokumentarisch wirkenden Film über Schauspieler, die immer wieder Szenen proben und bei denen es vielleicht auch dazwischen darum geht, anderen etwas vorzuspielen, ist sehr geschickt angelegt. In den besten Momenten (die sich mit Verlauf immer mehr häufen) ist eine angespannte Stimmung spürbar, fast so als ob man sich in einer Art Horrorfilm befände, in dem jederzeit etwas Grausames passieren könnte (vielleicht könnte man bezüglich Look und Stimmung sogar eine ferne Verwandtschaft zu Black Swan attestieren, natürlich ohne jegliche Fantasyelemente).

Selbst wenn einem diese Theater(stadl)welt an sich also eher fremd ist und das Getue peinlich anmutet, fesseln die Figuren und ihr Schicksal, man erkennt die Qualität, die Wackerbarth subtil in diesen oberflächlich total glanzlosen, aber gerissenen Film einflicht. Das Ende ist überraschend, witzig, frech und unverschämt offen. Abgangsapplaus nach anfänglicher Skepsis!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen