3. August 2011

Hævnen (Susanne Bier) 8,34




Komplex aufgebaute Geschichte um Verlust, Seelenschmerz, Vorwürfe und vor allem Gewalt. Der Film kreist ständig um die Frage, wie man mit Provokationen umgeht und wie man sich mitten in einer Gewaltspirale verhalten soll oder kann. Hauptfigur im verstrickten Personenkarusell ist so gesehen der Arzt Anton, der seinen Jungen stets vorleben will, dass Gewalt keine Lösung ist, selbst jedoch mehrmals in dieser Hinsicht hart auf die Probe gestellt wird.

Ein weiteres Zentrum des Films ist auch das "Schlachtfeld" Schule. Die Freundschaft des gemobbten Elias und des innerlich stark gebeutelten, nach außen toughen (psychopathischen? gewaltbereiten?) Christian hat stets beunruhigende Züge, obwohl sie doch den beiden gleichzeitig Halt gibt in einer schwierigen Zeit in einer herben, Schicksalsschläge austeilenden Welt.

Der Film, von Bier manchmal ein bisschen zu pseudobildgewaltig inszeniert, und von Dänen-Drehbuch-Zampano Anders Thomas Jensen gemeinsam mit Bier geschrieben, ist hervorragend gespielt und sehr geschickt aufgebaut. Grundsätzlich verhandelt er ähnliche Themen wie vor kurzem der ebenfalls mitreißende Ajami, doch das kühle Dänen-Umfeld unterscheidet sich deutlich vom hitzigen Tel Aviv, die Intensität wird mit etwas anderen Mitteln erreicht – manchmal spürt man das dogma-artige, typisch dänische Kino sehr deutlich.

Positiv an dem natürlich stark konstruierten Werk ist auch, dass nicht alle Stränge krampfhaft zusammengeführt werden müssen, sondern auch mal Dinge nebeneinander stehen können, wodurch In einer besseren Welt enorm spannend und kaum vorhersehbar geraten ist. Die moralischen Dilemmata, die der Film thematisiert, kennt man zum Teil schon (spätestens aus jeder Ärzteserie seit Emergency Room), zum Teil vermögen sie die Auseinandersetzung mit dem eigenen Gewissen enorm zu fordern (wie verhalte ich mich – ob als Schüler oder als Eltern – bei gewalttätigem Mobbing in der Schule?)

Das positive Ende kommt vielleicht etwas überraschend, ist aber durchaus schön. Eine Art Happy End in einem düsteren Film, dessen Originaltitel schlicht Rache bedeutet und den man eher dramatisch enden vermutete, hat ja auch mal was.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen