26. Juli 2011

Waffenstillstand (Lancelot von Naso) 5,35




Im Irak des Jahres 2004 schließen sich ein Ärztin/Arzt- und ein Kameramann/Reporterduo zu einem Team zusammen, das eine Medikamentenlieferung in ein Krankenhaus im zerbombten Falludja bringen (bzw. darüber berichten) will. Ein Waffenstillstand für einen Tag (plus Nacht) ist zwar vereinbart, dennoch ist der Trip eine sehr riskante Reise ins Ungewisse.

Der Film wurde an manchen Stellen dafür gelobt, dass er für eine deutsche Produktion sehr nach Hollywood aussehe. Dies ist jedoch eher als Nachteil zu betrachten, die ziemlich gelackten Bilder und die typisch anschwellende Musik nach Schema F zu diversen Situationen sind das Schwächste am Film. Die Darsteller bzw. Charaktere sind dagegen auf eigene deutsche Art schon wieder zu wenig glatt oder einfach anders als es in einer US-Produktion wäre. Wirklich gut ist aber auch die Charakterzeichnung nicht.

Dass die Gruppe einen einheimischen Fahrer hat, sollte die gefährliche Reise an und für sich entspannter machen, doch der Film ist manchmal sehr eigenartig in seiner Charakterisierung des einheimischen Volks, das wirkt dann eher klischeehaft denn realitätsnah (dabei ist der Film aber, vor allem am Ende, deutlich humanistisch inspiriert).

Als dümmstes Beispiel sei die Szene angeführt, als hinter dem Kleinbus des Teams auf einer kaum befahrenen, aber natürlich nicht umsonst existierenden Straße, ein anderes Auto auftaucht, und sofort der Schluß gezogen wird, dass man „verfolgt“ werde. Ziemlich miese Szene. Auch Geldeinforderungs-Reaktionen der Einheimischen nachdem sie gefilmt wurden, scheinen grotesk überzogen und auch ganz am Ende gibt es noch mal so eine absurd schlechte Szene mit bedrohlich-bewaffneten „Terroristen“.

Trotz dieser auffälligen Einzelpunkte ist der Film im gesamten nie dümmlich, sondern relativ spannend (ein Roadmovie durch ein fremdes Land im Kriegszustand ist das ja fast schon per se) und die Mission ist, so wie gezeigt zwar ziemlich blöd, aber doch ehrenhaft. Gegen Ende fallen aber die Vorhersehbarkeiten bzw. die Aspekte eines Films, der in einem fremden Land spielt, aber eben von Menschen „von hier“ gemacht wurde, doch stärker ins Gewicht und insgesamt ist das alles nicht überzeugend, alles etwas zu kalkuliert, ungewagt und das Meiste wirkt zu realitätsfremd. Wobei wir wieder beim Hollywood-Vorbild wären, doch in solchen Produktionen ist dann meistens wenigstens ordentlich Drive drin. Waffenstillstand hat diesen nicht, doch Entspanntheit und Kultursensibilität „richtig guter ‚Arthaus‘-Filme“ fehlen auch weitgehend. So ist es dann rückblickend doch nicht mehr als ein halbnettes, letztlich wenig erbauliches TV-Filmchen aus Deutschland geworden.

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