12. Juli 2011

Interludium - Besson, Boukhrief, A.Kaurismäki


Le grand bleu (1988) 5,51

Eigentlich ist dieser Film bei aller Ambitioniertheit eine völlige Katastrophe: die Penetranz der pausenlos dudelnden, oft total unpassenden, spätestens nach einer halben Stunde schon nervtötenden Synthie(?)-Saxofon Musik und die exaltierte Klamauk-Komik, die das „Drama“ rund eine Stunde dominiert (und damit an Bessons witzigen Taxi erinnert – zu dem dieser Stil ja auch gut passte) sind vor allem dafür verantwortlich.

Man weiß nicht, was Besson antrieb, seine eigentlich düstere Geschichte so blöd und oft so naiv zu gestalten; was anfangs noch ganz witzig ist, wird bald zur Qual. Doch man kann auch nicht sagen: erste Hälfte pfui, zweite hui, denn auch da gibt es immer wieder total verhunzte Momente, alleine für diese Szene mit den Japanern gehört Bessons Film eigentlich ohne Sauerstoff am Meeresgrund versenkt. Allerdings, das muß man sagen, geht eine gewisse Faszination von der Besessenheit des Filmemachers von diesem Thema auf den Zuschauer über – egal wie unglaublich mies man das meiste finden mag, und wie selbst die besten Szenen und Aspekte von "Im Rausch der Tiefe" im Detail noch eher verhaut sind, vermag es Besson am Ende zu berühren. Und darüber hinaus ist das sowieso ein Film, der so unglaublich ist, dass man ihn fast einmal durchstanden haben muß.



Le Convoyeur (2004) 7,88

Der Vorspann kündigt Explosivität an, doch danach läuft der Film (im deutschen mit Cash Truck betitelt!!) sehr langsam und ruhig an (und erinnert dabei ein wenig an den später entstandenen Shekarchi). Der stoische Einzelgänger geht geheimnisvoll seiner Arbeit in der Geldtransporterfirma nach und als Zuseher ist man unsicher, ob er ein Undercoverpolizist ist oder selbst ein krummes Ding plant. Daraus zieht der Film einen großen Reiz und es wird auch nie aufgeklärt! Die Inszenierung ist zwischendurch schon sehr träge, Boukhrief zeigt uns ein eigenes Universum mit Menschen, die völlig desillusioniert und ziemlich fertig dahinleben (ein grimmig-grusliger Höhepunkt des Films ist die Partyszene mit überraschendem Selbstmord). Auch ein bitterer Humor schwingt in dem mit seinen Außenseiterfiguren sympathisierenden Film sehr oft mit.

Gegen Ende kommt es fast unerwartet zu einer sehr harten und brutalen Gewaltexplosion, den Film durchzieht eine fast schon nihilistische Stimmung, die immer dichter wird und einen tiefen Eindruck hinterlässt. Ein ziemlich heftiger „Reißer“, weitgehend im entspannten Stil (französischer) 70er Jahre Genre-Filme.



Tulitikkutehtaan tyttö/Das Mädchen aus der Streichholzfabrik (1989) 8,14

Ein typischer Kaurismäki: sehr melancholisch, sehr romantisch (viel Platz wird Liedern gegeben, was am Ende gar an japanische Klassiker erinnert), sehr kauzige/schrullige Figuren, usw...

Aber vielleicht ist es auch sein traurigster, pessimistischster Film; dem Mädchen ist kaum Schönes gegönnt und am Ende rächt sie sich bei allen. Da kann man kaum noch schmunzeln, eindrucksvoll ist es, auch rückblickend auf eine Zeit, in der diese Art von lakonischem Proletarierkino noch recht frisch war, dennoch.

2 Kommentare:

  1. Volle Zustimmung zu Kaurismäki. Ist meines Erachtens gerade wegen seiner tiefen Traurigkeit sein vielleicht grösster Film.

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  2. Ich hab von ihm bei weitem nicht Alles, nur Einiges gesehen und das ist schon länger bis sehr lang her. ;)

    Ich glaub aber, dass mir seine etwas humorvoller gefärbten Arbeiten dann noch etwas besser gefallen..

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