30. April 2011

L'illusioniste (Sylvain Chomet) 6,26




Ein unverfilmtes Drehbuch des großen Jacques Tati wird vom Regisseur der genialen Zeichentrick-Melancholie Les Triplettes de Belleville, wiederum als Trickfilm umgesetzt. Was großartig anmutet, ist letztlich leider nicht der ganz große Bringer. Liebevoll bis ins Detail ist der Film allemal: der ruhige, leise, subtile Stil - dieselben Eigenschaften gelten auch für die Komik - überzeugen einerseits, doch mit Fortdauer des Werks wird das Plätschern der Belanglosigkeit immer lauter. Einen solch begnadeten Komiker/Regisseur kann man eben nur schwer nachahmen - es ist doch anzunehmen, dass der Film bei Tati selbst noch wesentlich wirkungsvoller gewesen wäre; vielleicht – Achtung Spekulatius! - hat er ihn auch deshalb gar nie umgesetzt, weil Story und einzelne Szenen doch gegenüber seinen übrigen Filmen etwas abfallen.

Chomets eigene Ideen, wie das enorm detailreich gezeigte Edinburgh oder witzige Running Gags wie der betrunkene Schotte sind charmant, doch der Illusionist ist (übrigens ähnlich wie auch schon der gleichnamige amerikanische Film aus dem Jahr 2006) als angekündigtes Highlight doch nur ein mageres, kaum wirklich kinotaugliches Vergnügen.

29. April 2011

Le père de mes enfants (Mia Hansen-Løve) 8,66




Mia Hansen-Løve macht es einem nicht leicht, über ihre wunderbaren Filme zu schreiben, will man den Lesern, die noch keines der Werke kennen, nicht schon viel von diesem ohnehin eher basal wirkenden Zauber, der den Filmen innewohnt, im Voraus nehmen. Sei es auf inhaltlicher Ebene Details und Abläufe zu beschreiben oder in einer Analyse, wie lebendig, gefühlvoll, beschwingt und originär Hansen-Løve ihre tragikomischen Geschichten in Bilder umsetzt: es wäre ungenügend bis kontraproduktiv; man muß das, am besten im Kino, schon selbst erleben und spüren, wie diese Dame derzeit wie ein angenehmer Sommerwind durch ein schon oft stagnierendes "Arthauskino" weht.

Der Vater meiner Kinder ist erst der zweite Film der Regisseurin, und dennoch lässt sich im Vergleich des Zweitwerks mit dem Debüt, dem noch um einen Tick großartigeren Tout est pardonné (Alles ist vergeben) bereits ein immenses Profil einer echten Könnerin ausmachen. Beide Filme sind unterschiedlich genug, um nicht von ideenarmer Wiederholung sprechen zu müssen und ähneln sich dennoch in gewissen Dingen (einige davon bleiben hier ungenannt) frappant: Sensible, moderne, zeitgenössische Familiengeschichten, die völlig unprätentiös berühren, ohne jemals unpassend rührselig zu sein. Es sind vielschichtige, keinen gängigen Mustern folgende Geschichten, die jederzeit unerwartet kippen können, genau wie das Leben. Das unglaublich feine Gespür für Schauspielerinnen und Schauspieler ist ebenso eines der deutlichsten Merkmale dieser erfrischenden auteurin - selten gelingt es z.B. Szenen um Tod und Trauer mit Kindern so schön zu inszenieren bzw. Gefühle von Kindern, die etwa von Konflikten der Eltern geprägt sind, so natürlich darzustellen und nachvollziehbar zu machen.

Tout est pardonné und Le père de mes enfants - diese beiden Filme vereinen die schönsten Vorzüge des dialog- und gefühlsintensiven französischen Kinos mit jenen der deutlich spürbaren weiblichen Sinne: Mia Hansen-Løve könnte in einer gerechteren Kinowelt wochenlang Multiplex-Säle füllen mit ihren universal ansprechenden, kurzweilig-heiter-traurig-beschwingt-intelligenten-intuitiven Familienfilmen, aus denen man danach Hand in Hand, umarmt, umschlungen, grinsend, nachdenklich, erleichtert, bereichert gehen kann. In diesen Filmen gibt es nichts, was nicht jedes menschliche Wesen bildungsunabhängig verstehen könnte, nichts, was sich nicht spüren lässt; sie flimmern so, dass Kinder, Erwachsene, Frauen (und Männer?), Singles und Paare alle begreifen (ob es ihnen nun gefällt oder nicht): Das Leben ist bunt, qué será, será!

23. April 2011

127 Hours (Danny Boyle) 8,55




Ein junger Mann stürzt beim Kletterausflug in eine Bergspalte, ein riesiger Felsen hat seinen rechten Arm eingeklemmt, niemand weiß wo er ist und niemand kann ihm helfen. Der Filmtitel bezieht sich auf die 5 Tage, in denen er versucht sich aus dieser kuriosen Scheißlage zu befreien.

Was bei jemand anderem vielleicht zu einem meditativ-sperrigen Extremsituationsdrama geraten hätte können, ist bei Boyle ein zur Situation zunächst völlig unpassend scheinendes, irrwitziges, kurzweiliges, intensives Filmgewitter geworden. Mit einer Vielzahl von technischen Mätzchen und skurrilen Musikeinlagen hat er ein sehr eigenwilliges Kammerspiel gedreht, das aber mit der Zeit auch immer besser funktioniert. Der englische Regisseur ist eben ein absoluter Virtuose modernen Filmemachens, 127 Hours folgerichtig ein echtes Kinoerlebnis geworden. Wie kann beispielsweise ein Song wie "Lovely Day" in so einen Film passen? Boyle bekommt das hin und der ironische Einsatz des Liedes erinnert ein wenig an Martin Scorseses legendäre Verwendung musikalischer Hits in Filmen wie Good Fellas.

Auch als es gegen Ende zur - den meisten schon vor dem Film bewussten - Armszene kommt, spielt Boyle alles aus, was er kann, vor allem auf der Geräuschebene wird wiederum derart genial gewerkelt, sodass eine Diskussion darüber, ob der Film generell zu sehr mit Mätzchen aufgeladen ist, ohnehin völlig obsolet ist: Boyle ist eben kein kontemplativ arbeitender Künstler, sondern ein Genie der ausgefeilt stilmittelhämmernden Unterhaltung. Aber sein Film ist deshalb weder hohl noch flach. James Franco liefert eine tolle Performance ab und letztendlich geht es in den Erinnerungen und Visionen der Hauptfigur um profunde humane Lebenswünsche.

Das Ende bastelt Boyle auf visueller und (mit Verwendung eines umwerfenden Sigur Rós-Tracks) akustischer Ebene so intensiv zusammen, dass endgültig alle Dämme brechen; 127 Hours macht aus einer extremen wahren Geschichte ein packendes, vergleichsweise sehr leicht genießbares Hollywood-Drama – für manche Kritiker vielleicht zu leicht genießbar. Doch letztendlich ist das durchaus diskutable aufdringliche exzessive Einsetzen von Stilmitteln zur publikumsfreundlichen Kurzweil nicht das Wichtigste: das Beschäftigen mit so einer Extremsituation und die Auswahl dieser Geschichte für einen Kinofilm, Boyles Leidenschaft für ein mitreißendes Kino ist da doch viel mehr wert. Der Film gewinnt auch dadurch an Profil, dass ein scheinbar oberflächlicher Charakter in der Verzweiflung plötzlich erkennt, was im Leben wichtig ist und nicht zuletzt dadurch, dass man als Zuseher ständig mitdenkt, wie man sich selbst in so einer Situation verhalten würde.

127 Hours ist nicht nur deshalb verwandt und zugleich auch ein Gegenentwurf zu Sean Penns Into the Wild. Hier überlebt der junge, „törichte“ Mann, der in Penns true story-Verfilmung sein Leben lassen musste. Penn legte auch viel Wert auf Stilmittel und Musik, war dabei aber eher typischen Vorbildern aus den 70-ern verbunden. Danny Boyle lässt 127 Hours dagegen durchgehend nach dem neuen Jahrtausend aussehen: das ist sein Stil, das ist seit Trainspotting sein Kino, und es ist nach wie vor aufregend.

21. April 2011

Schattenzeit (Gregor Theus) 7,20




60 minütige Dokumentation über drei schwer depressive Menschen, die in der Berliner Charité behandelt werden. Theus interessiert der wissenschaftliche Aspekt und Status der Behandlungsmethoden sehr, so wird etwa eine Reizung des Gehirns im OP sehr ausführlich begleitet. Der Regisseur, der schön auf die porträtierten Patienten eingeht, will weder künstlerisch noch generell filmisch originell sein, sondern bietet nicht mehr und nicht weniger als nüchterne Aufklärung über eine lang verdrängte Volkskrankheit – hier in ihrer Extremausprägung dokumentiert.

20. April 2011

Gangster Girls (Tina Leisch) 8,33




Sperrig, schwierig, betont künstlerisch: ein faszinierendes Häfn-Porträt von jungen Frauen, die einen „Blödsinn gebaut“ haben. Leisch hat mit ihrer Mischung aus erhellend ehrlichen, spürbar ungeschönten Interviews mit teils krassen Aussagen und selbstreflektierenden Theaterszenen ein tolles, originäres Konzept und interessiert sich und in Konsequenz auch immer mehr das Publikum für diese Außenseiterinnen der Gesellschaft, denen einerseits das Schicksal übel mitgespielt hat, die aber auch teilweise zu naiv waren und deshalb nun einsitzen. Was diese völlig unterschiedlichen Frauen denken und fühlen, was sie uns über ein hartes Leben erzählen, ist absolut sehenswert und das gesamte Projekt (inklusive angebundener Theateraufführungen der Knast-Ladies) beeindruckend.

19. April 2011

Rango (Gore Verbinski) 5,38




In der Erwartung richtig netter, unterhaltsamer Unterhaltung wurde ins Kino gegangen. Während des Films war das auch ganz spaßig, aber schon eine Zeit vor dem Abspann und viel mehr noch danach herrscht anstatt Zufriedenheit vor allem ein Gedanke: Mittelmaß

Der folgende Text beschreibt den Film zugegeben nur äußerst vage, doch dieses eigenartige Gefühl der Belanglosigkeit wird für immer meine wichtigste Assoziation zu ihm bleiben: Klar ist Verbinskis gemütlicher und hervorragend animierter Western, sein erster Nicht-Karibik-Film nach Ewigkeiten, gut(=liebevoll) gemacht, ganz witzig ebenfalls, aber je länger er läuft, desto mehr erhebt sich die Frage, was das ganze niedliche bis grimmige Westernhommagiere denn überhaupt soll? Wozu denn eigentlich "brav" verbrauchte und schon zigfach wiedergekäute Western-Elemente eher unoriginell abarbeiten und das alles mit computeranimierten Tieren? Am Anfang ist Rango ja noch recht eigen, aber gegen Ende wird es immer platter, die Witzchen und die 08/15-Handlung immer lauwärmer und insgesamt ist da für ein echtes Kinovergnügen viel zu wenig dran. Manchmal erinnerten die schrägen Tiercharaktere an Fantastic Mr. Fox, welcher tatsächlich sehr originell und liebevoll umgesetzt, smart und lässig war, aber Verbinski ist halt kein Wes Anderson, ihm fehlen nämlich inspirierte Kreativität jenseits vordergründig opulenter Bilder genauso wie ein menschelnd-schrulliger Unterbau jenseits "ironischer" Klischee-Charaktere. Und Johnny Depps Mainstream-Gekaspere wird langsam auch albern und eher langweilig. Rango ist zwar besser als etwa Takashi Miikes postmodernes Western-Verbrechen Sukiyaki Western Django und alles andere als schlecht, dies dürfte aber dennoch einer der gehalt- und sinnlosesten Kinobesuche des Jahres gewesen sein. Umso überraschter darf man dann in der Nachbetrachtung sein, dass der Film scheinbar fast bei allen gut bis sehr gut ankommt. "Rango" könnte daher fast schon der "Ghost Writer" des Jahres 2011 sein.

18. April 2011

Another Year (Mike Leigh) 8,95




Es ist wohl das größte Glück des menschlichen Lebens, einen Partner oder eine Partnerin zu finden, mit dem oder mit der man sich blendend versteht, sich gegenseitig aufrichtig und tief liebt, einen Großteil dieses Lebens miteinander verbringt, ohne sich auf die Nerven zu gehen oder dass die tiefen Gefühle sich grundlegend ändern. Tom und Gerri (ähem) in Mike Leighs neuem Film sind so ein (seltenes?) Paar. Bei ihnen herrscht die totale Harmonie, sicher auch ein wenig bestärkt durch das fortgeschrittene Alter. Es scheint die perfekte Welt zu sein - beide haben Jobs, die sie gerne haben, sie haben ein kleines Häuschen, einen schönen Gemüsegarten irgendwo anders – und sie ist es auch, zumindest was ihr Leben zu zweit angeht. Doch nicht mehr zu tun als 2 Stunden lang so eine harmonische Beziehung zu beleuchten ist weder fürs Kino noch für die Ansprüche Leighs ausreichend.

Zum Glück (bzw. zum Thrill) des Publikums haben die beiden aber auch Kolleginnen, Freunde und Verwandte, und bei denen sieht das Leben schon deutlich weniger rosig aus. Bereits die erste Szene des Films zeugt z.B. eher von einer düsteren, tieftraurigen (Innen-)Welt. Eine ungemein griesgrämig dreinblickende Frau (gespielt von Leigh-Veteranin Imelda Staunton) sitzt da bei einer Ärztin und kurz darauf bei der Psychologin (Gerri), und ihr Leben scheint so schlimm zu sein, dass auf alle Aktivierungsversuche Gerris genau nichts kommt. Ganz so tragisch und „runterziehend“ wie zu Beginn geht der Film nicht weiter, aber das Umfeld des glücklichen Paars setzt sich durchwegs aus Leuten zusammen, die bislang vom Leben nicht allzuviel Schönes erhalten haben.

Die dritte Hauptfigur ist eine Kollegin/Freundin von Gerri – ungefähr 50, Single, zeigt manisch-depressive Merkmale und ist auch noch so ein bisschen verknallt in den Sohn von Gerri und Tom, der zwar erst um die 30, aber ebenfalls ledig, wenn auch noch nicht ganz so verzweifelt ist. Ohne nun noch genauer auf die restlichen Figuren einzugehen, sei gesagt, dass dieser Kontrast und die daraus resultierenden Beziehungen zwischen dem harmonischen, gelassenen Lebenskünstler-Paar und ihren leicht bis hochgradig verkorksten Freunden das große Anliegen dieses humorvollen und auf meisterliche Art und Weise erdachten und inszenierten Films sind.

Leigh nützt (wie schon Vivaldi oder Kim Ki-Duk) die Jahreszeiten als Kapitel, manche Figuren treten nur einmal auf, andere mehrmals; vorausahnbar oder seicht ist an Another Year nichtmal eine Kleinigkeit. Stattdessen wird der Film immer besser und besser: zunächst kann man schon die Qualität von Leighs Arbeit, seinen Schauspielern, diesen niveauvollen Geplänkeln auf Dialogebene (es wird viel und schlagfertig geredet!) erkennen, doch später offenbart sich dann die ganze Meisterschaft. Eine unterhaltsame Abhandlung über das Leben, die, würde sie denn auch von mehr Leuten jenseits der gern belächelten „Arthaus-Fraktion“ angesehen, so ziemlich jeden und jede ansprechen und zum Mitspüren einladen könnte. Die universalen Themen Freundschaft und Liebe, Trauer und Tod werden warmherzig verhandelt, die Psychologie der lebendigen Charaktere intelligent vermittelt; der Film folgt dabei keinen gängigen Mustern und liegt irgendwo zwischen Komödie und Melodram. Am Ende bleibt vieles, nämlich fast alles, offen und ein weiteres Jahr wird anbrechen. Alleine die Schlußeinstellung ist so eindringlich, auch weil unerwartet: Leigh gelingt es, den Zuschauer an dem wunderbaren Glück des Ehepaars teilhaben zu lassen und zusätzlich aber bis lange nach dem Film die Bitterkeit der tragischen Helden des Werks tief im Gedächtnis (und im Herzen!) zu verankern. Ein Werk, das zeigt, dass selbst wenn man zu zweit überglücklich ist, das Leben bis tief in das hohe Alter hinein immer spannend, immer herausfordernd und nie einfach nur sanft ist – etwas, dass uns alle betrifft, egal auf welcher Seite dieses ewigen Kampfes um das Glück. wir uns befinden. Another Year ist weise, vielschichtig, lustig, beklemmend, ergreifend, nicht völlig unverdaulich, einfach wunderbar.

2. April 2011

Interludium - Arnold, Murnau/Flaherty, Cronenberg


Shadow Cuts (2010) 7,97


Eine vielleicht paarsekündige Szene aus einem Mickey und Pluto Cartoon wird minutenlang in Zeitlupe grotesk hin und hergedehnt, geschnitten, bearbeitet: am Anfang kann man sich schon/noch fragen, was das soll, doch bald nimmt der Rhythmus, der Blick, das Gefühl von Arnold, aus einem Allerweltshappyend flackernde, vergnügliche und auch reflektierende Kunst zu machen, überhand. Ein auch deshalb sehr gelungenes, weil mit knapp 5 Minuten Dauer nicht zu langes Experiment.



Tabu (1931) 7,20

Einer der letzten Stummfilme, eine Liebestragödie mit Laiendarstellern aus der Südsee. Die Rituale, auch die ausgedehnten Tanz- und Gelageszenen wirken naiv und unterhaltsam zugleich, die düsteren Szenen sind natürlich spannender. Etwas unelegant sind vielleicht die vielen langen Textpassagen in Form von Briefen, aber als wirklich störend wurden sie auch nicht empfunden. Warum der Film aus heutiger Sicht nicht mitreißen konnte, liegt wohl eher an der Vielzahl von grundmotivisch ähnlichen Filmen, die uns seit Jahrzehnten alle beschäftigen: die märchenhaft ideale Liebe und die Tragödie, die sie mit sich bringt; das Südsee-Insel-Setting allein kann den Film auch nicht zu einem "Meisterwerk" machen, zumal waren auch schon in der Zeit, als Murnau den Film bewusst noch stumm drehte, die Tonfilme im Kino sicher bereits das größere Erlebnis.



Scanners (1981) 6,30

Cronenbergs Film beginnt genial wahn- und rätselhaft, kaum Worte, irre Klänge auf der Tonspur, düstere Folgen von Gedankenübertragung und Telekinese, gipfelnd in einer sehr berühmten, explosiven Szene. Danach entspinnt sich aber eher ein mittelmäßiges, die Scan-Szenen redundant und ohne viele Höhepunkte runterspulendes Filmchen, dem etwas die Spannung und mehr noch eine inszenatorische und schauspielerische Klasse fehlt. Charme hat das Ding natürlich durchgehend, aber dass Cronenberg viele deutlich bessere Werke (auch schon vorher mit Shivers und natürlich bereits unmittelbar danach mit Videodrome) gedreht hat, muß doch erwähnt werden.

Gegen Ende spitzt sich das Duell der zwei Top-Scanner dann endlich zu und Cronenberg lässt endlich wieder diese fiebrigen, immer auch grenz-komischen Szenen in den Film. Das Ende hat wieder fiese Effekte zu bieten, bzw. die letzte Szene ist so dermaßen unerwartet irritierend und rätselhaft, dass sich der Film, der über weite Strecken mit einem ziemlichen simplen Plot dahinplätscherte, letztendlich doch noch fies in den Gedanken des Publikums einnistet. Eine Bewertung oder eine Interpretation dieses Endes scheint aber spontan gar nicht möglich. Scanners hat also vereinzelte tolle Szenen und eine faszinierende Grundidee zu bieten, die Klasse und auch der Tiefgang der meisten übrigen Filme Cronenbergs wird aber nicht erreicht.