3. März 2011

Interludium - Bize, Doillon, Hou


En la cama/Im Bett (2005) 8,62


Bize (La vida de los peces) ist echt eine Wucht. So gefühlvoll, so gewitzt, so lässig wie er einen Liebesfilm als wenige Stunden dauerndes Kammerspiel anlegt und zugleich ungemein sexy sein lässt; genauso wie die Charaktere sexy, authentisch, lebendig und sympathisch sind; wie er die 2 jungen Menschen sich lieben und aneinander verzweifeln lässt; viele Worte, dann wieder nur Blicke, und kaum wird es jemals auch nur annähernd "langweilig". Nicht alles geht immer auf (so wirkt etwa der Einsatz diverser technischer Mätzchen auf Dauer eher zu bemüht), aber diese Eier, so eine Filmidee umzusetzen, muß man erst mal haben. Vielleicht hat ja Eric Rohmer einen coolen jungen Nachfolger gefunden.


Amoureuse (1991) 4,12

Auch dieser Film erinnert an Rohmer, nur in einer völlig verunglückten, fast schon ekelhaft emotionsarmen Version. Die blutjunge Gainsbourg sieht die meiste Zeit so schlimm aus, dass man diesen Eindruck kaum noch subjektiv nennen kann (selbstverständlich aber noch "nebensächlich"). Aber auch der Rest: Die Dialoge sind die meiste Zeit grausam (kann in der OV auch nicht viel besser sein!), die Figuren agieren so eigenwillig, dass sperrig für diesen, ähm "Liebes"-Film gar kein Ausruck ist. Doillon hat ja einige Filme gedreht und gilt ja eigentlich als ein Guter, (auch Le premier venu war ja ziemlich eigenartig, hatte aber eine faszinierende Wildheit und ein erkennbar interessantes Konzept). Amoureuse ist aber nur mühsam und wirkt trotz oder gerade wegen des endlosen Geplappers total hohl: eine völlig verunglückte Variation des ewigen (französischen) Filmthemas "Liebe zu dritt".


Le voyage du ballon rouge (2007) 7,37

Ein kunstvoll langsamer Film über Vieles: Einen Jungen, der mit Frauen aufwächst und zwar ausschließlich mit Künstlerinnen; eine Mutter, die vom alleine sein schwer genervt und mitgenommen ist; ein Film über Kunst: Film, Klavier, Puppenspiel, und wiederum ein Film über das Leben an sich.

Magische Szenen wechseln sich mit eher belanglosen ab; Hou Hsiao-Hsiens Stil (Die Reise des roten Ballons ist dabei der erste Film, den ich je von diesem etablierten Regisseur gesehen habe!) ist unglaublich „frei“, Kamera, Erzählung und Charaktere mäandern auf ganz eigene Weise dahin, assoziativ tut sich oft scheinbar wieder irgendwas anderes, gar nicht zum Verlauf passendes (wer kann so etwas schon nicht gut finden?). Den Rahmen gibt übrigens der kleine Klassiker Le ballon rouge auf den auch ungewöhnlich direkt hingewiesen und Bezug genommen wird. Eine offen ausgestellte Hommage, die aber nur eines von zahlreichen Elementen in diesem vielschichtigen Potpourri ist: Hous Werk ist schon auch etwas schwerfällig und generell sehr schwer zu fassen, aber gegen Ende und auch noch darüber hinaus wird das alles immer faszinierender.

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