27. Dezember 2010

Interludium - Ocelot, Sciamma, Dresen


Kirikou et la Sorcière
(Kiriku und die Zauberin) 7,10

Afrikanisches Märchen um ein sehr selbstbewusstes Baby/Kleinkind, das ein Dorf von der Unterjochung einer bösen Zauberin befreit.

Der kleine, heroische (Verzeihung:) Scheißer kann mit seiner Art etwas nerven, die Geschichte ist für einen Kinderfilm nicht unbrutal; Kreativität wird nicht entfesselt, sondern in wohligen kleinen Dosen abgelassen, sodass man auch als Erwachsener trotz Längen gerne dran bleibt.

Nach dem du musst den alten Weisen auf der Spitze des Berges finden-Part gibt es eine nette und hintersinnige Auflösung, was die Bosheit der männerverschlingenden Zauberin betrifft. Kiriku ist ein spezieller, manchmal etwas nerviger Kinderfilm, eine Mischung aus klassischer Erzählung und lokaler Charakteristik, die insgesamt doch recht nett und schön eigen ist.



Naissance des Pieuvres (Wasserlilien) 6,35

Eine Pubertätsgeschichte im Synchronschwimmerinnen-Milieu. Eine Außenseiterin, die sich in die Diva des Schwimmclubs verguckt. Dass diese zwar bei den Jungs sehr gefragt, bei anderen Mädchen aber eher als „Hure“ verschrien und daher auch nicht gerade beliebt ist, stellt die Basis für eine Freundschaft dar. Dann gibt es da auch noch ein drittes Mädchen, noch mehr Außenseiterin und die echte beste Freundin vom ersten Mädel.

Naissance ist ein subtil poetischer Film, der nichts Großartiges leistet, jedoch einen schönen Ton zwischen pubertären Begierden und Unsicherheiten trifft.



Wolke 9 (8,04)

Der als äußerst fähig und sensibel filmend bekannte Sozialdramen-Regisseur Andreas Dresen dreht einen Film über Liebe und Sex bei Senioren. Was auf dem Papier wie ein potentieller Jahreskrösus klingt, mag nicht solche Begeisterung hervorrufen wie sein sensationell wunderbarer Vorgänger Sommer vorm Balkon, ist aber ein tolles, vielleicht ein klein wenig hölzern gespieltes Drama um Sehnsüchte, unerklärliche Gefühle, bittere Enttäuschung und unerwartete Veränderungen im hohen Alter.

Am Ende, so schrieb Rajko Burchhardt sinngemäß, sei das Werk moralisch und konventionell, doch vielleicht kann man dies gar als Aufforderung Dresens an Kollegen weltweit auffassen, zu diesem mutigen Vorbild alternative Entwürfe zu ähnlichen Seniorenthemen zu drehen.

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