30. November 2010

Bal (Semih Kaplanoglu) 6,46




Nanu? Honig, der preisgekrönte Abschluß der Yusuf-Trilogie, der Gewinner des Goldenen Bären, jener Teil, welcher der westlichen Filmcommunity am bekanntesten zu sein scheint, entpuppt sich leider als der magerste Teil der Trilogie. Vielleicht spielen nach 2 tollen Filmen und den Auszeichnungen und Lobeshymnen für den dritten auch Erwartungshaltungen eine Rolle; dazu kommt, dass man sich von einem Abschluß vielleicht noch mal etwas Besonderes erwartet. Doch die große Begeisterung will sich hier leider nicht einstellen. Diese faszinierende Person Yusuf gibt als Kind einfach nicht so viel her wie seine erwachsenen Pendants, der ganze Film ist diesmal fast noch ruhiger als seine Vorgänger, kryptische Szenen kommen kaum vor, die Ereignislosigkeit ist noch etwas auffälliger und beim dritten Mal in dieser Form dann doch schon etwas mühsam, das Verlassen auf das Setting einer Kindheit in der Abgeschiedenheit der Berge und die daraus resultierende Vormachtstellung kaum berührter Natur doch ein wenig limitierend.

Interessante Entdeckung übrigens, dass dieser Teil auf keinen Fall in der Vergangenheit spielt, obwohl Yusuf ja jünger sein müsste, die Zeitlinien in der Trilogie sind also eher surreal.

Kaplanoglu inszeniert aber, vor allem gegen Ende, wieder beeindruckend (so wird etwa die lange vorherrschende Stille der Natur plötzlich durch Lebendigkeit im Dorf unterbrochen, sehr spannend!), und ganz behutsam offenbart sich nun die Ganzheitlichkeit des bitteren Schicksals von Yusuf. Das Ende ist enorm, hervorragend inszeniert und tief traurig (hat aber gleichzeitig etwas Majestätisches). Leider aber gab es davor die meiste Zeit doch ein bisschen zu viel Leerlauf für einen richtig guten Film.

Als Ende/Beginn der Yusuf-Trilogie besitzt Bal dennoch einen wichtigen Status und bleibt sehenswert. Dass die Trilogie nun zu Ende ist, ist sehr schade - man hätte sich gerade deshalb zum Finale ein etwas aufregenderes, gehaltvolleres, oder ein auf wenig- bis unterbewusster Ebene durch mehr meisterliche Bilder und Szenen packenderes Werk gewünscht.

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