31. August 2010

Les herbes folles (Alain Resnais) 7,92




Wild und verrückt sind hier beileibe nicht nur die Gräser: Alain Resnais, der ewige Film- Experimentalist legt auch in sehr hohem Alter noch ein Werk vor, das vor Eigenwilligkeit und Fantasie nur so strotzt. Figuren, Drehbuch, nicht zuletzt auch die Kamera und der Schnitt, hier passiert oft Unglaubliches, für Liebhaber des Konventionellen vielleicht gar Unerhörtes. Fast alles an Vorsicht Sehnsucht ist künstlich und diese Künstlichkeit, dieses „Film sein“ wird oft überbetont, Alltägliches in Zeitlupe gefilmt und mit Klavier- oder Jazzmusik untermalt, ein Zugang, der zwischendurch auch mal nerven kann.

Wenn wir schon von alten Männern mit faszinierender Lebendigkeit im Kino sprechen: Eine im Grunde recht ähnliche Geschichte um einen Mann, der von einer Frau besessen ist, hat der nochmal 12 Jahre ältere Kollege de Oliveira vor kurzem noch gelungener erzählt, dort ist nämlich die Balance aus Tragik und feinem Humor stimmungsvoller sowie der Nachhall des Films für meinen Geschmack noch wesentlich intensiver. Resnais dagegen übertreibt es manchmal derart mit dem Pathos oder den - auch oft mediumreflexiven - Gags, dass Les herbes folles, also das metaphorisch auf seine völlig unvorhersehbar denkenden und handelnden, natürlich vor allem auch von der Liebe verwirrten Figuren umlegbare, wild wachsende Unkraut, wenn ich den Titel richtig deute, eher als Spaß denn als ernst(gemeint)e Abhandlung über sein Thema, ich korrigiere: seine unzähligen Themen zu verstehen ist. Doch was bedeutet das schon? Und überhaupt, genug der Kritik: Resnais Werk ist so unvorhersehbar, so verspielt, so leichtfüßig, dass es durchaus eine Freude ist. Und verblüfft einen da im Kinosessel immer wieder und wieder.

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