5. August 2010

Dr. Alemán (Tom Schreiber) 7,32




Der junge Arzt Marc tritt seinen Dienst an. In Kolumbien, einem für viele sicher recht unbekannten, dafür aber mit gewissen Klischees behafteten Land, das man als Durchschnittsmitteleuropäer schonmal mit hoher (Drogen-) Kriminalitätsrate und unguten Lebensbedingungen in Verbindung bringt. All das wissen der deutsche Regisseur Schreiber und sein Co-Autor Kreidel natürlich und spielen sehr geschickt genau mit diesen Dingen: der Skepsis, der latenten Angst vor dem wilden Leben dort drüben und der Neugier, wie es denn dort wirklich zugeht.

August Diehl ist die perfekte Besetzung für Marc. Ihm nimmt man diesen ambivalenten Charakter ab, der intelligent und sozial engagiert ist, gleichzeitig in seiner Freizeit den schnellen Spaß bzw. das pralle Leben sucht, Koks schnupft und unverblümt (und) naiv gar mit Drogendealern kokettiert und verkehrt. Die unmittelbare Verortung der Geschichte in die kolumbianische Alltagsrealität wirkt recht authentisch und dennoch wähnt man sich, unterstützt von den etwas glatten Bildern, stets auch, gleich von Beginn weg, in einem auf cool getrimmten Film (am ehesten vergleichbar mit der Fokussierung auf superlässige Helden-/Schauspieler aus amerikanischen Gangsterfilmen wie Scarface, o.ä.): eine faszinierende, aber nicht immer überzeugende Mischung.

Gegen Ende erhöhen sich dann die dreist geschriebenen Turbulenzen für den Jungarzt und man nimmt dem Drehbuch das alles nicht mehr so recht ab. Etwas weniger Dramatisierung und dafür etwas mehr an sozial-/psychologisch-/realistischen Vertiefungen hätten dem Film sicher auch nicht geschadet. Das Ende, eine Art Taxi Driver light, kommt auch einen Tick zu abseitig daher, andererseits gefällt der Verzicht auf jegliche Versöhnlichkeiten, was auch für den Handlungsstrang rund um Marcs love interest gilt. Das überrascht schon und zeigt, dass hier ein eigenwilliger Film vorliegt, der gleichzeitig cool, frisch (manchmal einen Tick zu glatt) wirkt und doch gerade auch das Dreckige, das Unbequeme sucht, ohne sich darin zu suhlen oder ein wenig wagemutiges Mainstream-Publikum auszuschließen. Durchaus positiv ist dieses Projekt also zu bewerten, wenn auch nicht so begeisternd, wie man sich den Film nach Interviews und Berichten im Vorfeld erhofft hatte.

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