10. Juni 2010

Go get some Rosemary. (Josh&Benny Safdie) 7,82




Einen Film über ihren Vater haben die Gebrüder Safdie gedreht. Das reale Vorbild wird natürlich - wie sehr wissen nur die Eingeweihten - verzerrt, auch durch Darsteller Ronald Bronstein (selbst ein Regisseur), der ebenfalls einiges zur Rolle des gänzlich unvernünftigen, antiautoritären Filmvaters beigetragen hat. Das Schöne, vielleicht auch das Verstörende an diesem Film ist, dass man ohne den echten Vater zu kennen, förmlich spüren kann, wie sich der Einfluß von ihm, dessen filmisch verfremdete Version wir auf der Leinwand sehen, auf den Inszenierungsstil der beiden Brüder ausgewirkt haben muß: Überdrehtheit, Chaos, Unschärfen, Kreativität, all das findet man sowohl bei den Filmfiguren, dem Vater und den Söhnen, als auch bei der Regie zuhauf (und das macht übrigens auch den extremen Charme des Films aus).

Dass die Safdies „ihren“ Dad mit seinen verschrobenen Eigenheiten, aber auch richtig derben Macken so zwiespältig gestalten, dass man selbst nicht weiß, ob man ihn sympathisch findet oder gar schrecklich, ist gleichzeitig bejubelnswert, leider aber auch eine kleine Schwäche des Films. Irgendwann geht einem Lenny mit seinen Eskapaden und seiner Unfähigkeit, sich auch mal vernünftig um seine Kinder oder sein Leben zu kümmern, nämlich wirklich auf die Nerven, so sehr es andererseits auch amüsiert. Aber die finale Widmung versöhnt, indem die Safdies es uns nochmal erklären: trotz allem sind sie ihrem Vater dankbar für dies und jenes, "fun as responsibility" und selbst wenn es keine Liebe ist, es ist eben noch was da (was sie zu diesem Film bewegt hat). Selten gibt es so ungefiltert persönliches Erleben der Verantwortlichen durch die Leinwand zu spüren wie hier, in diesem bemerkenswerten, wilden, verrückten und verspielten Familienhorrorkomödiendrama.

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