28. Mai 2010

Teza (Haile Gerima) 8,33




Dieses sehr persönlich gefärbte Leidensepos (der Titel bedeutet Morgentau) um den Äthiopier Anberber, der in den 70ern motiviert nach Deutschland geht, um Medizin zu studieren und anschließend im eigenen Land die Krankheiten heilen zu können, beginnt zunächst in der filmischen „Gegenwart“ (1990) mit der Rückkehr des Hauptcharakters in seine Heimat.

Die fiebrige, unheimlich dichte Inszenierung u.a. der traumatisch bedingten Empfindungen und Träume Anberbers zu Beginn erinnert gleich mal an Jodorowskys wahnwitzigen Stil von The Holy Mountain, also Gerima nimmt den Zuschauer sofort mit enormer filmischer Kraft und einer den Sinn für Nachvollziehbarkeit etwas überfordernden, aber faszinierenden Montage gefangen. Der komplex erzählte und bebilderte Film wird mit der Zeit aber schon ruhiger und konventioneller. Die bewegte, ja irrsinnige Geschichte Anberbers wird erzählt: seine Erfahrungen sind stellvertretend für die schlimmen Erfahrungen vieler Afrikaner, sowohl zuhause, in der sinnlosen Kriegshölle, als auch im vielversprechenden, sich aber ebenfalls, nämlich in Gestalt von rassistisch motivierter Gewalt, häßlich zeigenden Europa. In einer der stärksten Szenen, als der aufrichtige Anberber der unerbittlichen Korruptionsmaschinerie der Kontrarevolutionäre letztlich doch nachgeben muß, erbricht er kurz darauf (sehr intensiv bebildert) und all die Frustration, der Ekel über diese katastrophalen Zustände und Vorgehensweisen manifestieren sich hier eindrucksvoll.

Am Ende, in der Gegenwart, zurück in der Heimat, kündigen sich bereits neuer Irrsinn, neue Gewaltandrohungen und -ausbrüche an, doch auch ein wenig Hoffnung schimmert durch: Der Arzt als Lehrer – und die zukünftige Generation, die vielleicht ja doch irgendwann einmal ohne Mord und Gewalt leben kann. Kämpferisch endet der Film – ohne sich naiven Illusionen hinzugeben.

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