14. Februar 2010

The Imaginarium of Doctor Parnassus (Terry Gilliam) 4,95




Terry Gilliam ist es in seiner Laufbahn schon oft gelungen, faszinierend phantasievolle Filmwelten zu erschaffen. Leider scheint sich dieses Talent in den letzten Jahren immer mehr zu erschöpfen oder vielleicht einfach langsam auszulaufen...

Natürlich litt dieser Film sehr unter dem Tod Heath Ledgers, inwieweit das Drehbuch oder Konzept von 'Parnassus' danach geändert werden musste, weiß ich momentan nicht. Jedoch sind kurioserweise sogar die Passagen, in denen Depp, Law und Farrell Ledgers Figur übernehmen, mit die besten des Films, in dem sonst leider fast nichts funktioniert.

Die erste Stunde zählt jetzt schon zu den ödesten Kinomomenten des Jahres 2010: Während viele Ideen, etwa die Wanderimaginariumstruppe mit dem modernen Stadtleben in Kontrast zu setzen, sehr charmant sind - ein Aspekt, der sich auch durch den gesamten Film zieht, also die grundsätzlich interessanten Ansätze - ist die Umsetzung schlicht und ergreifend nahe an der Katastrophe. Die Konfusion des Zuschauers bezüglich einer "Geschichte", die mit völlig substanzlosen Charaktereinführungen zum Großteil unaufregender bis nerviger (Anton) Charaktere abgelenkt werden soll, tut in ihrer Belanglosigkeit und Zerfasertheit fast schon weh, dazu kommen noch die ziemlich unwitzigen Humoreinlagen (Einschub: synchronisierte Version gesehen).

Zum Glück geht es dann irgendwann doch "mal los", in der zweiten Stunde lässt uns Gilliam nämlich endlich eintauchen in die erhofften Phantasiewelten und die eigentliche Story wird endlich präsentiert. Hier hat 'Parnassus' also dann doch noch einen gewissen Drive, den jeder Film braucht, um interessierte Zuschauer nicht zu verlieren, ganz ähnlich wie die Show der Parnassianer. (Ledgers Anregungen, die Show doch endlich moderner und attraktiver zu machen, mag vielleicht noch ein guter Gag zur schwachen ersten Hälfte des Films sein...)

Doch selbst der Rezeptionsansatz "erste Hälfte pfui, zweite Hälfte hui" geht nicht auf, denn so unterhaltsam diese zweite Stunde dann doch noch geworden ist, bleibt der Film im Rückblick einfach zu konfus, zerfallen und nichtssagend. Die nette Geschichte der Wette mit dem Teufel ist auch keine neue und da der Film als Gesamtes nicht funktioniert, nicht bewegt, nicht fasziniert, muß sich Gilliam, trotz aller Probleme, die mich 'Parnassus' auf jeden Fall mögen lassen wollten, den Vorwurf gefallen lassen, dass ihm sein neues Werk, ähnlich schon wie vor ein paar Jahren The Brothers Grimm, schon wieder ziemlich in die Hose gegangen ist. Schade. Vor allem, weil bei diesem Stoff mit etwas mehr Konzept und Inspiration, vielleicht auch Konzentration auf das Wesentliche, sicher eine höllisch gute Arbeit herauskommen hätte können.

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