19. Januar 2010

17-sai no fukei (Koji Wakamatsu) 8,35




Cycling Chronicles: Landscapes the boy saw lautet der englische Titel dieses eigenwilligen Konzeptfilms, dessen originalgetreue Übersetzung ich im Netz leider nicht auftreiben konnte. Die paar englischen Worte beschreiben den Film jedenfalls gleich sehr genau, denn der Zuschauer sieht, bis auf 3 Szenen eigentlich eineinhalb Stunden lang nur den 17-jährigen Hauptcharakter, der mit dem Rad durch (das vor allem winterliche und bergige) Japan fährt. Der Grund seiner gewaltigen Tour liegt vermutlich darin, dass er seine eigene Mutter erstochen hat.

Wakamatsu geht es hier nicht um eine Schuldfrage oder um Emotionen wegen einer schrecklichen Tat, er stellt einzig und allein die Fahrt des Jungen in den Mittelpunkt; womöglich dessen Art, um Buße zu tun, oder seine Tat schlicht zu verarbeiten (immer wieder kommen die Bilder von der Mutter ins Gedächtnis bzw. auf die Leinwand/den Schirm) und der Zuschauer kann, wenn er denn gewillt ist, diese Reise mit annehmen und sich immer mehr fast meditativ den beeindruckenden und beruhigenden Bildern hingeben; wo man während der Pedaltreterei die Gedanken hinwandern lässt, scheint jedem selbst überlassen. Musikalisch finden sich teils beruhigende, sanfte Klänge wieder, die die Radeltour begleiten, immer wieder mischt sich aber eine fast schon wie Black Metal Gekreische anmutende wütende Klagestimme ins Geschehen; leider wurden diese Gesangspassagen nicht untertitelt und bleiben den Japanisch-Unkundigen somit unerschlossen.

Ein sehr eigenwilliger, aber faszinierender und vor allem konsequent durchgezogener Film; ein meditatives und gleichzeitig von körperlicher Anstrengung und seelischem Schmerz geprägtes Roadmovie, das nie über den Mord richtet (bzw. ihn nichtmal komplett klärt), seine Fragen fast ohne Worte aufwirft (ausgenommen eines langen Monologes eines Greisen) und jene Zuschauer, die sich darauf einlassen können, mit eleganten filmischen Mitteln auf diese mühsame, gleichsam aber auch schöne Reise mitnimmt und ihnen somit eine ganz spezielle Erfahrung abseits gängiger Filmpfade ermöglicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen